Obwohl es laut Basler Konven­tion aus dem Jahre 1989 ver­
boten sei, Giftmüll in Entwick­lungsländer zu exportieren, wür­
den Industrienationen jedes Jahr große Mengen gebrauch­
ter Elektro(nik)geräte nach Indi­en liefern. Wie die .taz• neulich
berichtete, ist das Ausschlachten dieser Altgeräte in Indien mafiös
organisiert Ein beliebter Stadtteil für das
Tonne. Andere sollen für ihre Chefs winzige Gold- und Silber­
teilchen gewinnen. ln Säurebä­dern sollen die Legierungen her­
ausgeätzt werden. Die händische Computerver­
wertung ist mühselig, denn bei der Produktion eines handels­
üblichen Computers mit Monitor werden bis zu 3.500 Materia­
lien verarbeitet, darunter 40 ver­schiedene Kunststoffe. Die Gerä-
Mafta·Strukturen b.,Unstl.ctn m.,.le Entsorgung ln Indien
türmen sich undefinierbare Plas- sei, damit sie den Zoll problem­
tikreste, schwelende Schlacke-, los passiert. Ein Großteil des E­
dunkle Aschehaufen. Die Unter- Schrotts soll aus den USA stam-
nehmer investierten keine einzige Rupie in Schutzmaßnahmen.
Experten vor Ort, wie Peter Hen­schel von der Deutschen Gesell-
Ausschlachten sei das Muslim- te enthalten außerdem Gifte wie schaftfürTechnische Zusammen­
viertel Selampur in Neu-Delhi. Blei, Cadmium, Arsen, Brom und arbeit (GTZ), berichten von einem
Vor den Häusern sollen sich alte Quecksilber. Netz von Leuten, die Computer­
Computertastaturen zweieinhalb Zumindest für die Drahtzieher schrottillegal exportieren, vertei­
Meter hoch stapeln. Daneben sol- dieser menschenunwürdigen E- len, ausschlachten und weiterver­
len hunderte leere Monitorgehäu- Schrottverwertung ist es ein loh- werten sollen. Das alles sei nach
se zu langen Reihen ineinander neodes Geschäft. Wie es in dem Mafia-Art strukturiert.
geschoben liegen. Von der .Ver- Zeitungsbericht weiter heißt, soll Einige Industrienationen exportiewertung•
des E-Schrotts sollen in den USA das Recyceln eines ren große Teile ihres Elektronikbereits
mehr als 100.000 Men- PC bis zu 20 Dollar pro Stun- schrotts- .getarnt als Gesehen­
sehen in der indischen Haupt- de kosten.ln Indien viel weniger, ke oder Gebrauchtgeräte•, sag­
stadt leben. denn dort bekommen die Arbeiter te Ravi Agarwal, Direktor des
Wie die .tat' weiter berichtet, sol- umgerechnet höchstens 1 Dollar indischen Informationszentrums
len die Besitzer der Kleinbetriebe am Tag. Toxics Link gegenüber der ,.taz"'.
ihr schmutziges Geschäft hinter Doch nicht nur Mitarbeiter wer- Abnehmer sollen vorwiegend
meterhohen Mauern und verrie- den durch die menschenunwür- China, Pakistan und Indien sein.
gelten Eisentoren betreiben. Hin- digen Arbeitsmethoden ausge- Laut dem Zeitungsbericht gehen
ter den Mauern sollen sich alte beutet, auch auf die Umwelt wird Fachleute davon aus, dass
Fässer stapeln, voll gestopft mit keine Rücksicht genommen. Bei- weltweit bis zu 20 Prozent der
Computerkabeln. ßende schwarze Rauchschwaden Schrottcomputer weiterexportiert
Die Arbeiter sollen ohne Atem- sollen weite Teile des Viertels wird. Im Internet soll es bereits
schutz die Isolation herunter überziehen. Unksund rechts der indische Websites mit detail­
brennen, um die Kupferdrähte unbefestigten Wege schimmern lierten Anweisungen geben, wie
freizulegen -pro Tag rund eine Teiche und Wasserlachen giftgrün, die illegale Ware zu deklarieren
Pape entsorgt E-Schrott aus dem Einzelhandel  Der Bundesverband BOro- und
Informationstechnik e.V. (BBT), Zerbst, und der bundesweit täti­
ge Systemdienstleister Pape Ent­sorgung, Hannover, haben im
März eine Rahmenvereinbarung zur fliehendeckenden Erfassung,
Entsorgung und Verwertung von Elektro- und Elektronik-Altgerä­
ten abgeschlossen.
Die durch den Rahmenvertrag erfassten Anfallstellen sind
Oberwiegend Einzelhandelsunter­ nehmen, die Elektro-, Elektro­
nik- BOrogerlte an Endverbrau­cher verkaufen. Auf Grund der
großen Nachfrage verschiedener Elektro(nik)-hersteller zu bun­
desweiten Entsorgungslösungen im Zusammenhang mit dem
ElektroG hat Pape speziell ein .Kompetenz-Team ElektroG•
Installiert. Unter der Service­Hotline (0 511) 95 90-20 05
stehen die Experten den Her­stellern. Importeuren und Han­
delsketten zur Beantwortung von Fragen zur VerfDgung. Mit ihrem
neuen Internet-Portal (www.pape­entsorgung.de) will Pape eine
zOgige Abwicklung und eine lückenlose Dokumentation der
Stoffströme garantierten. Pape entsorgt bereits seit ein paar
Monaten den E.Schrott bel Ober 100 Anfallstellen der Media-/
men, das einzige lndustrieland, das neben Afghanistan und Haiti
das Basler Abkommen noch nicht ratifiziert haL
Laut .taz• soll Toxics Link nach­ gewiesen haben, dass Neu-Delhi
zu den weltweit gr6ßten Entsor­gungsplätzen für illegal einge­
führte Geräte gehört. Die Gründe hierfür seien vielfältig, erläutert
G'IZ-Mann Henschel: Der indische Zoll sei zu schwach, der E-Schrott
würde nicht richtig definiert und für die fachgerechte Entsorgung
von Computern bestünden in Indien keine Vorschriften.
Beratungsprojekte und Studien sollen der indischen Regierung
helfen, Vorschriften zu erarbeiten,  die praktikabel umsetzbar sind.
Dennoch könnte der Westen mit seiner Wegwarfmentalität auch
noch viel von den Indern lernen, denn ein großer Teil der entsorg­
ten Computer sei noch betriebs­fähig, meint Henschel: ,.ln diesem
Punkt sind uns die Inder um viele Jahre voraus. •